Dr. Hermann Brommer
Arzt, Tann /Rhön) 1919 - 2001

Verstarb kurz nach Textabgabe
Es konnte kein Portrait mehr gemacht werden.

Fazit: Wenn du etwas wirklich machen willst,
dann mache es sofort. Es könnte sonst zu spät sein




Sinn des Todes? Für den Menschen? Für Tiere, Pflanzen, jegliche
Kreatur? Eine harte Frage, die viele Gedanken aufwirft. Seit es
Menschen gibt, haben sich Künstler aller Völker und Zeiten mit dem
Tod befasst und dabei unsterbliche Kunstwerke geschaffen. Der Tod
als Motiv für den Künstler?

Ohne Tod kein Leben. Stirb' und werde. Den Acker bereiten, auf dem
neues Leben wächst. Ein Naturgesetz! Für den Menschen - nur ein
recht kleiner Teil der Natur, des Kosmos, - nicht so einfach
hinnehmbar. Wir fürchten den Tod, er ist unausweichlich und
allgegenwärtig. Wir haben uns ihm zu fügen, er mag sinnlos oder
sinnvoll erscheinen.

Im herrschenden Jugendwahn und der derzeitigen Spaßgesellschaft
wird der Gedanke an den Tod zumeist verdrängt.

Im ständig sich verändernden Bildnis sieht Dorian Gray (Oscar Wilde)
wie in einem Spiegel mit Grausen seinen körperlichen und moralischen
Verfall.

Die Mönche von La Trappe, ansonsten nach der Ordensregel beständig
schweigend, erinnern einander bei brüderlicher Begegnung mit
„memento mori" = Bedenke, dass Du sterben musst!

Der Mensch stirbt viele Tode: Alterstod, durch Krankheit, Gewalt, Unfall,
Hinrichtung, Märtyrertod. Im alten Rom galt der Satz: „Dulce et decorum
est, pro patria mori." = Süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu
sterben.
Der Heldentod? Auf dem Felde der Ehre? Im Schützengraben, im
Gefangenenlager, im Luftschutzbunker, im KZ?

Wir kennen den Tod durchaus auch als Freund des Menschen, als
Erlöser von Leiden, Schmerzen, Not, Verzweiflung. Euthanasie??

Nach dem Glauben der Christenheit nimmt Christus mit seinem
Kreuzestod die Schuld der Welt auf sich.

Der Staat, die Philosophie, die Religionen fordern oder bieten Gesetze,
Gebote, Lebensregeln zur ethischen Kultur, zur sittlichen Bildung
während des Lebens.
Die großen Religionen der Juden, Christen, Moslems lehren ein Dasein,
ein Leben auch nach dem Tode. Den Moslem erwarten gar recht
irdische Freuden.



Der unausweichliche, allgegenwärtige Tod ist das Tor, die Pforte in
ein Leben nach dem Tode.
Nur durch den Tod kann der Gläubige das Paradies, den Frieden,
das ewige Leben erreichen, der Buddhist das Nirwana über den
Umweg der Seelenwanderung.

Auch für den Atheisten besteht sittliche Verpflichtung, nicht nur für
die Anhänger religiöser oder sonstiger Glaubensgemeinschaften,
politische Parteien eingeschlossen.

Der Tod als Erzieher, als erzieherischer Wert?

Sicher gibt es Menschen, die auch ohne Gebote und Gesetze zu
sittlicher Reife gelangen. Der Tod als Wegweiser?

Der alte Eskimo verlässt freiwillig den Iglu und setzt sich draußen
zum Erfrieren in den Schnee, wenn die Nahrung für den Stamm zu
knapp wird. Eine sittliche Höchstleistung!



Neben vielen anderen Sterbenden sind mir besonders zwei Menschen in
Erinnerung:

Eine alte Diakonisse, sittlich hochgebildet, die das Sterben zwar sehr
schwer fand, aber voller echter, ehrlicher Freude war, in den Frieden zu
ihrem Herrn Jesus eingehen zu dürfen.

Der Andere, ebenfalls in hohem Alter, ein fröhlicher Zecher und Spaßvogel,
krank und am Ende seines Lebens angelangt, sagte zu mir, in Rhöner Platt:

„Junge, ich bin es ja zufrieden, ich habe mir den Fahrschein geben lassen."

(Gemeint war die letzte Ölung, wie der Katholik ehedem die heutige
Krankensalbung nannte.)


„memento homine quia pulvis es et in pulverem
reverteris
"
= bedenke Mensch, dass du von Erde kommst und
zu Erde werden wirst.)



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Freier Lichtbildner - Dieter W. Weinstock


Dr. Hermann Brommer
Arzt, Tann /Rhön) 1919 - 2001


Langzeitprojekt memento mori
SINN DES TODES
oder die Kunst mit der Verfallsgarantie zu leben



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Dieter W. Weinstock